Informationen zur Ausbildung am ITAM
Zielgruppen der Ausbildung
Die Ausbildung richtet sich an Interessent:innen, die im weitesten Sinne in helfenden, heilenden, psychologischen, therapeutischen, pädagogischen und künstlerischen Berufsfeldern tätig sind, Äquivalenzentscheidungen für Interessent:innen, die aus anderen Berufsfeldern kommen, sind im Einzelfall möglich.
Voraussetzungen zur Teilnahme:
- abgeschlossene Berufsausbildung oder Studium
- eine mindestens 12-monatige Berufserfahrung
- Teilnahme an einem Orientierungsseminar
- Zusendung folgender Bewerbungsunterlagen:
- Anschreiben: derzeitige persönliche bzw. berufliche Situation, evtl. Vorerfahrungen mit Bewegung und /oder Therapie, berufliche Perspektiven, Erwartung an die Ausbildung
- tabellarischer Lebenslauf
Das Baustein-Programm am ITAM
Bereits erworbene Kompetenzen können individuell und gezielt erweitert werden, um eine den persönlichen und beruflichen Anforderungen gemäße Integration von Tanz- und Ausdruckstherapie in das eigene professionelle Berufsprofil zu erreichen. Immer mehr Personen, die sich für Tanz-, Bewegungs- und Ausdruckstherapie als tiefenpsychologische Methode interessieren, verfügen bereits über psycho- oder pädagogisch-therapeutische Vorbildung und/oder tanz-/ bewegungstherapeutische Erfahrungen.
Das Bausteinprogramm am ITAM trägt dieser Entwicklung Rechnung, ein Quereinstieg in den Baustein II und III ist daher möglich.
Unsere Auffassung von Tanz-, Bewegungs- und Ausdruckstherapie
Eine ganzheitliche Auffassung ist die Grundlage unserer Arbeit. Bewegen, Fühlen, Denken, Handeln, Sprechen, An- und Entspannung bilden eine Einheit. Dieses kann in jeder Ausdrucksweise spürbar werden - im Tanz ebenso wie im gemalten Bild, im Wort, in der Geste oder in der Musik. Tanz-, Bewegungs- und Ausdruckstherapie nutzt Bewegung und kreativen Selbstausdruck mit dem Ziel einer physischen und psychischen Integration des Menschen. Sprache wird zur kognitiven Einordnung und ebenfalls als kreatives Ausdrucksmittel eingesetzt.
In diesem Sinne ist die tiefenpsychologische Tanz- und Ausdruckstherapie eine psychotherapeutische Methode, die verbale und nonverbale Aspekte umfasst. Die Basis unseres Ausbildungsangebotes bildet ein integratives Konzept, das psychoanalytische/tiefenpsychologische, kreativitätsorientiert-künstlerische und pädagogisch-therapeutische Aspekte enthält.
Ein Ausgangspunkt tanz-, bewegungs- und ausdruckstherapeutischer Theoriebildung und Methodik ist die Annahme, dass in unserem Bewegungs- und Ausdrucksrepertoire alte und aktuelle Beziehungs- und Bewegungsmuster „eingeschmolzen“ sind, die wir in bewegten Dialogen im Hier und Jetzt (in „Handlungsdialogen") wiederbeleben können.
Die tiefenpsychologische Fundierung bezieht sich auf die psychoanalytische Annahme, dass in jedem Menschen ein dynamisch wirkendes Unbewusstes enthalten ist. Seelische Verletzungen und Enttäuschungen sowie glückliche und befriedigende Momente aus unserem Leben sind dementsprechend in unser Bewegungs- und Ausdrucksinventar eingegangen (Körpergedächtnis).
Es entwickeln sich in tanz-, bewegungs- und ausdruckstherapeutischen Settings also Bewegungsdialoge, in denen oft der Sinn von Lebenshandlungen verborgen ist. Der Tanz wird zum Symbol, er enthält Bedeutungen und Geschichten. Gelingt es dem Menschen, sich seines Ausdrucksrepertoires in der Bewegung, im Bild oder in der Stimme gewahr zu werden, so können dadurch oft auch „vergessene" Gefühle deutlich und verarbeitbar werden.
Fünf Wirkfaktoren sind für die Arbeit mit Tanz/Bewegung und Ausdruck in therapeutischen Zusammenhängen nach unserer Auffassung von Bedeutung:
- die Freisetzung und Wahrnehmung von Gefühlen und deren Manifestation im (Bewegungs-) Ausdruck
- die Stimulation nonverbaler Kommunikation und deren Reflexion und/oder Aufarbeitung im verbalen und nonverbalen Austausch
- das Spüren von Lebensfreude und Energie in ganzheitlicher rhythmisch-dynamischer Bewegung
- die Förderung des persönlichen Wachstums und die psychische Reorganisation durch ein akzeptantes und klar definiertes tanz/bewegungs- und ausdruckstherapeutisches Setting
- die Strukturierung des Bewegungsausdrucks und die Stabilisierung von eigenen Ressourcen durch körperorientierte Wahrnehmung
Einsatzbereiche der tiefenpsychologischen Tanz- und Ausdruckstherapie
Tiefenpsychologische Tanz- und Ausdruckstherapie kann in folgenden Bereichen eingesetzt werden:
- zur Prophylaxe, das heißt als präventive Maßnahme zur Stabilisierung der Persönlichkeit und zur Vermeidung eines Abbaus oder einer Störung gesunden Potentials.
- zur Erhaltung vorhandenen Potentials, ebenfalls im Sinne stabilisierender Maßnahmen.
- zur Restitution, das heißt zur Behebung oder Verbesserung von psychischen Störungen und Defiziten.
- zur Entwicklung, das heißt zur Entfaltung und Förderung vorhandener Fähigkeiten und der Gesamtpersönlichkeit.
- zur Unterstützung, das heißt als supportive Maßnahme und Hilfe beim Umgang mit irreversiblen Störungen und Schädigungen.
- zur Repräsentation, das heißt im Sinne der Vertretung und Sicherung von kritisch-emanzipatorischen Ansprüchen und Entwicklungen im gesellschaftlichen Kontext und im Sinne einer sich entwickelnden Gesundheitspolitik.
- zur Aktivierung von Ressourcen, z. B. im Rahmen traumaorientierter Therapiesettings
Grundlagen unserer Arbeit
- der improvisatorische und gestaltende Umgang mit Tanz/Bewegung als Hauptmedium sowie mit Musik und Malen als kreativen Wahrnehmungs- und Ausdrucksmöglichkeiten des Menschen
- der Einsatz von Sprache zur Aufarbeitung des "bewegten Materials"
- Bewegungsbeobachtung und -analyse, basierend auf Laban, Bartenieff, Kestenberg
- eine leiblich-integrative und entwicklungstheoretische Sichtweise, die die Lebenserfahrung berücksichtigt
Inhalte der Ausbildung:
- eine die eigenen Lebensthemen berührende Selbsterfahrung und eine damit einhergehende Förderung der Selbst- und Fremdwahrnehmung
- das Erlernen von Handwerkszeug für den Einsatz von Tanz-/Bewegungs- und Ausdruckstherapie im eigenen Grundberuf
- eine Erweiterung der theoretischen Kompetenz
- eigenes Erleben von Kreativität und authentischem Selbstausdruck, schwerpunktmäßig mit Bewegung und Tanz, begleitet von intermedialem Transfer (insbes. Musik, Sprache und Malen)
- persönliche Arbeit mit aktuellen und biographischen Themen im kontinuierlichen Prozess innerhalb der Gruppe
- Anregung zu eigenem Wachstum und Entfaltung ungenutzter Potentiale; Aufbau, Stützung, Reorganisation der persönlichen Identität mit Hilfe von Körper, Bewegung und künstlerischem Ausdruck
- Anwendung von und Reflexionen zu tanz-/bewegungs- und ausdrucks-therapeutisch-künstlerischen Themen
- Erlernen von Entspannungsmethoden
- Improvisation und Komposition
- Bewegungslehre/Körperaufbau/Körperbild
- Nonverbale Kommunikation, Sensibilisierung der Wahrnehmung, Achtsamkeit
- Motorische Entwicklung und Ausdrucksentwicklung
- Tanzstile und Tanzgeschichte
- Entstehung, Entwicklung, Stellenwert und berufspolitische Situation der Tanztherapie und Ausdruckstherapie
- Möglichkeiten und Grenzen von intermedialem Transfer
- Verbindung von psychologischen Kenntnissen mit tanz-/bewegungs- und ausdruckstherapeutischem Handeln
- Grundlagen der Tiefenpsychologie, der humanistischen Psychologie und der Systemtheorie
- Grundlagen tanztherapeutischer Ansätze und Methoden
- Bewegungsbeobachtung und Bewegungsanalyse
- Methoden, Interventionstechniken und Dynamik von tanz-/bewegungs- und ausdruckstherapeutischen Prozessen
- Planung, Analyse, Durchführung und Reflexion von Therapieeinheiten für unterschiedliche Klientel